Junge Beschäftigte nehmen heute gerne ihre Partnerinnen oder Freunde mit auf Geschäftsreisen, damit es nicht fad wird. Dabei gibt es aber rechtliche Fallstricke
Zuerst kam das Homeoffice, dann durften manche sogar eine “Workation” machen: und zwar Arbeiten an einem Ort, wo andere Urlaub machen. Das Arbeiten am Computer wurde in den letzten Jahren immer unabhängiger von Zeit und Ort. Vor allem unter jungen Leuten ist die Flexibilität beliebt, die Freizeit soll aber genauso wenig zu kurz kommen.
Jetzt, wo Geschäftsreisen nach Jahren der Pause wieder zunehmen, zeigt sich: Auch sie werden neu gedacht. Statt steifem Ablauf, Alleinsein im Hotel und langen Tagen fern der Heimat machen es sich viele – vor allem Jüngere – doch etwas spannender. Wer reisen muss, will das nicht mehr allein tun, sondern am liebsten Vertraute dabeihaben: die Partnerin, den besten Freund oder Familienmitglieder.
In einer aktuellen Umfrage des Instituts YouGov zum Thema Geschäftsreisen im Auftrag der Hotelgruppe Crowne Plaza zeigt sich: Ein “Plus eins” auf dienstlichen Reisen mitzunehmen wird immer beliebter. Fast jede fünfte weltweit befragte Person gab an, schon einmal eine Begleitperson auf eine Dienstreise mitgenommen zu haben – und das sogar ohne es mit der eigenen Firma abzuklären. Insgesamt wurden über 12.000 Menschen aus Ländern wie den USA, Großbritannien, Deutschland, Japan und Indien befragt.
Neues Verhältnis zu Arbeit
Besonders junge Menschen aus der Generation Z und den Millennials erfreuen sich offenbar daran, private Kontakte in den Berufsalltag zu integrieren. 74 Prozent der Befragten sagten, sie würden Freundinnen und Freunde oder ein Familienmitglied auf eine Geschäftsreise mitnehmen, sofern es möglich ist.
Jean Twenge, US-amerikanische Psychologin und Autorin des Buches Generations, führt dies im Business Insider auf ein verändertes Verhältnis zur Arbeit zurück: “Sie wollen nicht, dass Arbeit ihr ganzes Leben dominiert.” Auch weil viele junge Menschen kaum oder noch keine familiären Verpflichtungen haben, falle es ihnen oft leichter, ihre Partnerinnen oder Partner auf Reisen mitzunehmen.
Dabei scheuen sich viele, egal oder Arbeitende oder Begleitperson, nicht davor, ihr gemeinsames Abenteuer in den sozialen Medien zu teilen. Auf Social Media, etwa auf Tiktok, finden sich viele Videos zum sogenannten “Bleisure Travel” – einer Wortmischung aus Business (Arbeit) und Leisure (Freizeit). Eine Tiktokerin erklärt zum Beispiel unter einem ihrer Videos, sie freue sich, dass ihr Ehemann sie jedes Mal fragt, ob sie auf seine Dienstreise mitkommen will. Zu sehen sind die beiden, wie sie fröhlich gemeinsam auf der Straße gehen, er mit Arbeitsrucksack und Handy in der Hand.
Eine andere junge Frau postete mit dem Satz “Die Vorteile, die das Arbeiten im Konzern mit sich bringt” sich selbst vor der Arbeit im Hosenanzug und Videos von ihrem Freund, der einstweilen im Whirlpool entspannt, Kaffee trinkt und Essen ins Hotelzimmer bestellt.
Der Arbeitswelt- und Karriereforscher Dan Schwabel erklärt in einem seiner Tiktok-Videos, dass freilich das Reisen an attraktive Orte wie sonnige Destinationen oder große Städte dazu bewegen, Nahestehende mitzunehmen: In der heutigen Wirtschaftslage wäre eine Dienstreise eine gute Möglichkeit, direkt Urlaub anzuhängen, weil Firmen zumindest die eigene Anreise und Unterkunft bezahlen.
Firmen bremsen aus
Auch im deutschsprachigen Raum sind Beschäftigte dem Trend aber nicht abgeneigt. Letztes Jahr erhob Wakefield Research in Auftrag von SAP Concur unter fast 4000 Geschäftsreisenden in 24 Ländern dazu Zahlen – erstmals auch in Österreich. In 38 Prozent der Unternehmen gibt es flexible Reiseoptionen für Mitarbeitende.
Ein Viertel der Firmen bremst Bleisure-Reisen und Remote Work allerdings aus: 26 Prozent dürfen ihre Dienstreise nicht privat verlängern. Immerhin würden 23 Prozent der Betroffenen eine Reise ablehnen, wenn sie sie nicht privat verlängern können.
In einem österreichischen Beitrag zu Dienstreisen mit Freunde oder Familie im sozialen Netzwerk Reddit bekommt man indes einen Einblick in Erfahrungen einiger Userinnen und User. Viele von ihnen scheinen längst die Zweisamkeit auf geschäftlichen Reisen zu genießen. “Ich sag’s meinem Chef nicht – interessiert eh keinen, solange’s nix kostet”, schreibt einer. Manche Unternehmen kommunizieren das ganz offen. Mitarbeitende dürfen das Wochenende dranhängen – das Doppelzimmer wird bezahlt, wenn die Partnerin dafür selbst anreist.
Einige lassen sich den Aufpreis vom Hotel vor Ort berechnen, andere buchen ein Airbnb. Eine Userin begleitete ihren Freund bis nach Australien – fünf Wochen Urlaub, 2700 Euro für den Flug. “War es wert, aber so was überlegt man sich.” Auch längere Trips oder Konferenzen sind offenbar für manche drin, und wer tagsüber allein bleibt, nutzt die Zeit für Erkundung. Dennoch: “Industriegebiete und Dauertermine, da bringt’s nix.” Fazit: Was nichts extra kostet, wird oft geduldet – was über Budget geht, braucht erst mal Verhandlung.
Apropos Verhandlung. Was ist eigentlich erlaubt? Antworten dazu gibt die Wiener Juristin und Arbeitsrechtsexpertin Jana Eichmeyer. “Im österreichischen Recht gibt es keine gesetzliche Regelung, die es Arbeitnehmern erlaubt beziehungsweise verbietet, Begleitpersonen auf eine Dienstreise mitzunehmen”, erklärt Eichmeyer. Solche Fragen müssten entweder im Arbeitsvertrag oder durch betriebsinterne Richtlinien geregelt sein. Fehlen diese, sei eine Zustimmung des Arbeitgebers im Einzelfall einzuholen.
Denn: “Das verheimlichte und bewusste Überwälzen der Reiseaufwendungen der Begleitperson kann einen Entlassungsgrund darstellen”, so Eichmeyer. Die Arbeitsrechtlerin nennt ein konkretes Beispiel: Eine leitende Angestellte hatte Begleitpersonen bei dienstlichen Hotelnächtigungen ohne Absprache mitgenommen, manipulierte Belege eingereicht und später wahrheitswidrig behauptet, stets allein gereist zu sein.
Das Gericht bestätigte die Entlassung wegen Vertrauensunwürdigkeit. “Auch geringfügige Beträge können unter Umständen zu einer Entlassung führen”, warnt Eichmeyer. Da heute fast jede Bewegung online nachvollziehbar ist, ist es daher für junge Leute klüger, Begleitpersonen offen anzumelden statt heimlich mitzunehmen. (Melanie Raidl, 15.7.2025)